Der Fall von Mehmet Güneş aus Adana sorgt seit fast zwei Jahren für Verzweiflung und Hilferufe seiner Familie. Der 30-jährige Vater von drei Kindern wurde zuletzt am 6. Februar 2023 gesehen, als er nach den verheerenden Erdbeben in der Region Kahramanmaraş mit Hilfsgütern nach Hatay reiste. Seitdem fehlt von ihm jede Spur – bis vor wenigen Monaten eine erschütternde Nachricht die Familie erreichte.
Nach Angaben seines Vaters Ismail Güneş wurde Mehmet von unbekannten Personen unter dem Vorwand günstiger Geschäfte nach Syrien gelockt, dort geschlagen, beraubt und anschließend als vermeintlicher Spion an die YPG übergeben.
Eine Reise mit guten Absichten endet in Tragödie
Mehmet Güneş arbeitete in Adanas Stadtteil Yüreğir als Händler für Mobiltelefone. Nach den Erdbeben vom Februar 2023 machte er sich am 9. Februar mit Freunden auf den Weg, um Hilfsgüter in die schwer getroffene Region Hatay zu bringen. Dort wurde ihm angeblich von einem syrischen Staatsbürger angeboten, ihn zu Orten zu führen, wo Mobiltelefone für einen Bruchteil der Kosten in der Türkei erhältlich seien. Dieses verlockende Angebot entpuppte sich jedoch als Falle, die Mehmet schließlich nach Syrien führte.
Hilferufe der Familie
Die Familie Güneş versuchte verzweifelt, Informationen über den Verbleib ihres Sohnes zu erhalten. Nach monatelanger Ungewissheit erhielten sie schließlich einen Anruf von einer Person, die zuvor aus einem Gefängnis in der syrischen Stadt Qamischli entlassen wurde. Diese Person bestätigte, dass Mehmet in einem von der YPG kontrollierten Gefängnis festgehalten wird.
Ismail Güneş schildert die belastende Situation: „Nach allem, was wir gehört haben, wurde mein Sohn geschlagen, seiner Wertsachen beraubt und dann fälschlicherweise als Spion den Behörden der YPG übergeben. Seit zwei Jahren haben wir kein Lebenszeichen von ihm. Wir wissen nicht, wie es ihm geht oder ob er überhaupt noch lebt.“
Ein Vater fleht um Hilfe
Besonders schwer wiegt die Ungewissheit für die Kinder von Mehmet Güneş. Ismail Güneş beschreibt eine Szene, die ihn tief berührt: „Mein jüngster Enkel ist erst zwei Jahre alt. Jedes Mal, wenn wir beten, stellt er sich auf den Gebetsteppich und spricht ein Gebet für seinen Vater. Das zu sehen, bricht mir das Herz.“
Die Familie richtet ihre Appelle an die türkische Regierung und hofft auf diplomatische Unterstützung, um Informationen über Mehmet zu erhalten und seine Rückkehr in die Türkei zu ermöglichen. „Wir wissen nicht, welche Schritte nötig sind, um meinen Sohn zurückzuholen“, sagt der Vater. „Wir bitten unser Land, uns in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen.“
Eine Mutter in Verzweiflung
Auch Mehmet Güneş‘ Mutter Emine findet kaum Worte, um ihre Gefühle auszudrücken. Tränenüberströmt schildert sie die Belastung, die auf der Familie lastet: „Ich habe keine Kraft mehr. Bitte, helfen Sie uns, meinen Sohn zurückzubringen. Er hat drei Kinder. Wir wissen nicht, was wir tun sollen. Ich flehe unsere Regierung an, Kontakt zu ihm aufzunehmen und ihn zu retten.“
Das Rätsel um Mehmets Verschwinden
Die Umstände, die zu Mehmets Verschwinden führten, werfen viele Fragen auf. Wie konnte er so leicht in die Hände einer bewaffneten Gruppe gelangen? Welche Möglichkeiten bestehen, um diplomatische Kanäle zu nutzen und in einem Konfliktgebiet Informationen über seinen Verbleib zu erhalten? Diese Fragen bleiben vorerst unbeantwortet.
Für die Familie Güneş zählt jedoch nur eines: Klarheit und die Hoffnung, Mehmet eines Tages lebend wiederzusehen. Die Zeit drängt, denn die Ungewissheit über sein Schicksal lässt die Belastung für die Familie mit jedem Tag wachsen.
Die türkischen Behörden haben bisher keine offiziellen Stellungnahmen zu dem Fall veröffentlicht, doch die Hoffnungen der Familie ruhen auf einem möglichen Eingreifen, das Mehmets Rückkehr in die Türkei ermöglichen könnte.
Recent Comments