Donald Trump sorgte in den letzten Tagen erneut für Aufsehen, als er während einer Veranstaltung in Florida mit überraschenden Aussagen zur Türkei und Syrien aufwartete. Ursprünglich war eine Ankündigung über eine 100-Milliarden-Dollar-Investition geplant, doch die Diskussion nahm schnell eine andere Wendung.

Trump begann, auf Fragen aus dem Publikum zu antworten, unter anderem zu Syrien. Dabei fiel er mit einer Reihe von teils widersprüchlichen, aber dennoch aufschlussreichen Kommentaren über die Türkei und deren Rolle in der Region auf. Doch was wollte Trump mit seinen Aussagen wirklich sagen?

Die Türkei: Eine „große Macht“

Donald Trump bezeichnete die Türkei wiederholt als eine „große Macht“. Dabei hob er die Führungsqualitäten von Präsident Recep Tayyip Erdoğan hervor und bezeichnete ihn als „sehr klug und zäh“. Diese Wertschätzung für Erdoğan passt in Trumps Muster, starke Führer zu loben. Trump schätzt Macht und die Fähigkeit, diese konsequent einzusetzen.

Er lobte außerdem die türkische Armee und deren Stärke, ging dabei aber wohl etwas zu weit: Trump behauptete, die türkischen Streitkräfte hätten „5 Millionen Soldaten“. Diese Zahl ist jedoch weit übertrieben – die tatsächliche Truppenstärke der Türkei liegt bei etwa 350.000 aktiven Soldaten. Solche Übertreibungen sind bei Trump jedoch nicht ungewöhnlich.

Die Zukunft Syriens: „Türkei hat den Schlüssel“

Besonders brisant war Trumps Aussage, dass die Zukunft Syriens maßgeblich in den Händen der Türkei liegen werde. Dies ist eine bemerkenswerte Einschätzung, die deutlich macht, wie Trump die Türkei als dominierenden Akteur in der Region wahrnimmt. Er schien jedoch auch Verwirrung oder Widersprüchlichkeit in seiner Position zu zeigen, indem er die türkischen Aktionen in Syrien als „unfreundliche Übernahme“ („unfriendly takeover“) beschrieb.

Interessanterweise vermied Trump den Begriff „Hostile Takeover“, der in der Wirtschaft einen feindlichen Übernahmeversuch beschreibt. Stattdessen wählte er die abgeschwächte Formulierung „unfreundlich“. Dies könnte darauf hindeuten, dass Trump zwar die Dominanz der Türkei anerkennt, aber versucht, seine Kritik in diplomatische Worte zu kleiden.

Trump und seine Haltung zur Macht

Trump ist bekannt dafür, Macht und Stärke zu bewundern. Seine Rhetorik gegenüber der Türkei spiegelt genau das wider: Er sieht Erdoğan und die Türkei als einen Akteur, der sich durch Stärke und Durchsetzungsvermögen auszeichnet. Gleichzeitig nutzt er diese Gelegenheit, um seine eigene außenpolitische Linie zu rechtfertigen.

Er betonte beispielsweise, dass er keine amerikanischen Soldaten in Syrien verlieren wolle. Dies steht im Einklang mit seiner bisherigen Politik, sich militärisch aus der Region zurückzuziehen. Schon in seiner ersten Amtszeit hatte er die US-Unterstützung für die kurdische YPG relativiert und gesagt: „Wir haben uns nicht verpflichtet, 400 Jahre in Syrien zu bleiben.“

Kritische Einordnung

Trumps Äußerungen über die Türkei und Syrien werfen Fragen auf. Einerseits scheint er die Türkei als wichtigen geopolitischen Partner und regionale Supermacht zu betrachten. Andererseits deutet seine Formulierung „unfriendly takeover“ auf eine gewisse Skepsis hin. Diese Ambivalenz zeigt, dass Trump nicht nur Bewunderung für Stärke empfindet, sondern auch die möglichen Risiken einer solchen Dominanz erkennt.

Seine Aussagen könnten jedoch auch als Versuch verstanden werden, die Türkei strategisch zu umwerben. Mit Blick auf eine mögliche neue Amtszeit und die sich wandelnden Machtverhältnisse in der Region kalkuliert Trump offenbar, wie er sich gegenüber „der großen Macht Türkei“ positionieren sollte.

Fazit

Trump ist und bleibt eine kontroverse Figur. Seine Aussagen über die Türkei und Syrien spiegeln nicht nur seine Bewunderung für Stärke wider, sondern auch seine Tendenz zu Übertreibungen und Widersprüchlichkeiten. Ob er die Türkei in einem möglichen neuen Machtgefüge als Partner oder Gegner betrachtet, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass Trump die Türkei als entscheidenden Akteur in der Region wahrnimmt – mit allen Chancen und Risiken, die das mit sich bringt.