Die dramatische Welle von Todesfällen durch gepanschten Alkohol hält Istanbul in Atem. In den letzten vier Tagen ist die Zahl der Menschen, die infolge des Konsums von gefälschten alkoholischen Getränken ihr Leben verloren haben, auf 37 gestiegen. Zudem befinden sich aktuell 47 weitere Personen in Krankenhäusern der Stadt in Behandlung, davon 27 in einem kritischen Zustand auf der Intensivstation. Die Behörden haben bereits umfangreiche Maßnahmen ergriffen, um das Problem einzudämmen und weitere Todesfälle zu verhindern.
63 Betriebe geschlossen
Ein wesentlicher Schritt im Kampf gegen den Verkauf von gepanschtem Alkohol war die Schließung von 63 Betrieben, die nachweislich illegale alkoholische Getränke verkauft haben. Der Gouverneur von Istanbul, Davut Gül, gab bekannt, dass den betroffenen Geschäften die Betriebslizenzen entzogen wurden. In einer Stellungnahme über soziale Medien erklärte er: „Die Betriebslizenzen von 63 Geschäften, die Fake-Alkohol verkauft haben, wurden annulliert. Alle Personen, die durch den Verkauf von gefälschten alkoholischen Getränken den Tod anderer verursacht haben, werden identifiziert und der Justiz übergeben.“ Er warnte zudem die Bevölkerung eindringlich vor dem Konsum von Alkohol unbekannter Herkunft.
Die Regierung hat zusätzliche Maßnahmen ergriffen, um den illegalen Handel und die Produktion von Fake-Alkohol stärker zu überwachen und zu unterbinden. Diese Bemühungen zielen darauf ab, weitere Todesfälle zu vermeiden und die öffentliche Gesundheit zu schützen.
Neue Vorschriften für Alkoholgeschäfte
Bereits im Oktober 2024 hatte die Istanbuler Verwaltung eine neue Verordnung erlassen, die strengere Anforderungen für den Verkauf von Alkohol vorsieht. So müssen alle alkoholverkaufenden Geschäfte rund um die Uhr ein funktionierendes Überwachungssystem betreiben, das hochauflösende Videoaufnahmen liefert. Am 10. Januar 2025 trat eine weitere Regelung in Kraft: Geschäfte, die nachweislich gepanschten Alkohol verkaufen, riskieren nicht nur Geldstrafen, sondern auch die vollständige Entziehung ihrer Betriebslizenzen.
Zusätzlich wurde beschlossen, dass Geschäfte, die über keine gültige Lizenz der Tütün ve Alkol Dairesi (Tabak- und Alkoholabteilung des türkischen Landwirtschaftsministeriums) verfügen, den Verkauf von alkoholischen Getränken sofort einstellen müssen. Die Überwachung und Durchsetzung dieser Maßnahmen erfolgt in enger Zusammenarbeit mit Polizei und anderen Kontrollbehörden.
Zahlen und Hintergründe
Im Jahr 2024 wurden in Istanbul insgesamt 110 Fälle von Alkoholvergiftungen gemeldet, die auf den Konsum von gepanschtem Alkohol zurückzuführen waren. 48 dieser Fälle endeten tödlich. Der Konsum von Fake-Alkohol stellt eine enorme Gefahr dar, da oft giftige Substanzen wie Methanol verwendet werden, die schon in kleinen Mengen tödlich wirken können.
Die aktuelle Welle von Todesfällen zeigt erneut, wie ernst das Problem in der Türkei ist. Der illegale Handel mit gepanschtem Alkohol floriert vor allem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, in denen viele Menschen auf günstigere Alternativen zurückgreifen, ohne sich der Risiken bewusst zu sein. Methanol, das oft zur Herstellung von Fake-Alkohol verwendet wird, ist hochgiftig und kann zu schwerwiegenden gesundheitlichen Schäden wie Blindheit, Organversagen oder Tod führen.
Strenge Kontrollen und juristische Konsequenzen
Die Behörden betonten, dass sie die Überwachung und Kontrollen weiter verschärfen werden. Gouverneur Gül erklärte, dass künftig alle Betriebe, die gegen die Vorschriften verstoßen, streng bestraft werden. Neben der Entziehung der Betriebslizenzen werden strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet. Ziel sei es, die Verantwortlichen für die Herstellung und den Verkauf von Fake-Alkohol zur Rechenschaft zu ziehen.
Laut einer Mitteilung der Istanbuler Verwaltung sind alle Bürgermeister und Bezirksverwalter dazu verpflichtet, die Einhaltung der neuen Vorschriften sicherzustellen. Verstöße sollen konsequent verfolgt und die Verantwortlichen der Staatsanwaltschaft gemeldet werden.
Appell an die Bevölkerung
Die Behörden appellieren an die Bevölkerung, ausschließlich alkoholische Getränke aus vertrauenswürdigen Quellen zu konsumieren und den Kauf von Produkten ohne offizielle Herkunftsnachweise zu vermeiden. „Die Zahl der Todesfälle steigt weiter an“, warnte Gouverneur Gül in seinem Appell. Er rief die Menschen dazu auf, wachsam zu bleiben und verdächtige Aktivitäten den zuständigen Behörden zu melden.
Die dramatischen Entwicklungen in Istanbul machen deutlich, wie gefährlich der Konsum von gepanschtem Alkohol sein kann. Mit verstärkten Kontrollen und schärferen Maßnahmen versuchen die Behörden, dem illegalen Handel Einhalt zu gebieten und die Bevölkerung besser zu schützen. Dennoch bleibt die Lage angespannt, und die Zahl der Todesfälle könnte weiter steigen, wenn die Verbreitung von Fake-Alkohol nicht gestoppt wird.
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