Korsika, die viertgrößte Insel des Mittelmeers, liegt zwischen dem Golf von Genua und Sardinien. Ihre strategische Lage machte sie über Jahrtausende hinweg zu einem bedeutenden Zentrum für verschiedene Kulturen und Mächte. Die Geschichte der Insel reicht bis ins 7. Jahrtausend v. Chr. zurück, und ihre reiche Vergangenheit ist geprägt von zahlreichen Eroberungen und Einflüssen.

Frühgeschichte und Antike

Bereits in der Bronzezeit war Korsika ein wichtiges Handelszentrum. Ab dem 14.–12. Jahrhundert v. Chr. stand die Insel unter der Herrschaft eines seefahrenden Volkes, das als Torre bekannt war. Im Osten der Insel ließen sich später Phokäer nieder.

Im 5. Jahrhundert v. Chr. wurde Korsika Teil des Karthagischen Reichs, bevor die Insel 238 v. Chr. an Rom überging. Unter römischer Herrschaft entwickelte sich Korsika kulturell und wirtschaftlich weiter, geriet jedoch nach dem Fall des Römischen Reichs ins Visier neuer Mächte.

Mittelalter: Völkerwanderung und Machtwechsel

Nach der Antike war Korsika Schauplatz zahlreicher Machtwechsel. Die Vandalen, das Byzantinische Reich, die Franken und später die Araber hinterließen ihre Spuren. 1077 übergab Papst Gregor VII. die Insel der Republik Pisa. Im Jahr 1342 gelangte Korsika unter die Kontrolle von Genua, jedoch blieb die genuesische Herrschaft stets umstritten.

Aufstände und Unabhängigkeitsbewegungen

Im Jahr 1729 brach ein großer Aufstand gegen die genuesische Herrschaft aus, der die Insel in den Fokus europäischer Mächte rückte. Der deutsche Abenteurer Theodor von Neuhoff wurde 1736 sogar zum König von Korsika gekrönt, konnte jedoch keine dauerhafte Macht etablieren.

Die Spannungen führten dazu, dass Genua die Insel 1768 an Frankreich verkaufte. Korsikas Widerstand gegen die französische Herrschaft hielt jedoch an. Der korsische Führer Pasquale Paoli führte ab 1755 einen erfolgreichen Unabhängigkeitskampf, musste jedoch 1769 ins Exil nach England gehen. Nach einer kurzen britischen Besetzung im Jahr 1794 wurde Korsika 1796 endgültig Teil Frankreichs.

Korsika und die Osmanische Welt

Die Beziehungen zwischen Korsika und dem Osmanischen Reich begannen im 15. Jahrhundert. Der berühmte osmanische Admiral Pîrî Reis beschrieb Korsika in seinem Werk „Kitab-ı Bahriye“ ausführlich. Besonders im 16. Jahrhundert wurde die Insel für die Osmanen interessant.

1553 griff die osmanische Flotte unter Turgut Reis Korsika an und eroberte die Stadt Bastia gemeinsam mit den Franzosen. Obwohl die Osmanen die Insel nicht dauerhaft kontrollierten, blieb Korsika im strategischen Interesse des Reiches.

1743 brachte ein Gesandter Korsikas ein Angebot nach Istanbul, um die Insel unter osmanischen Schutz zu stellen. Dieses Vorhaben, das durch politische Verhandlungen und Intrigen begleitet wurde, blieb jedoch ohne Erfolg.

Moderne Entwicklungen

Im 19. Jahrhundert stieg der französische Einfluss auf Korsika weiter an, was zu kulturellen und wirtschaftlichen Veränderungen führte. Jedoch regten sich auch regionale Unabhängigkeitsbewegungen, die besonders im 20. Jahrhundert an Fahrt aufnahmen.

1960 begann Korsika, durch Autonomiebestrebungen und Proteste eine Sonderstellung innerhalb Frankreichs zu fordern. 1982 erhielt die Insel einen speziellen Status, der 1991 und 2002 weiter angepasst wurde. Heute ist Korsika in zwei Verwaltungsbezirke unterteilt und Teil der französischen Republik.

Fazit

Korsika ist eine Insel mit einer bewegten Geschichte, die von zahlreichen Kulturen geprägt wurde. Ob Römer, Genuesen, Osmanen oder Franzosen – jede dieser Mächte hinterließ Spuren, die bis heute das Gesicht der Insel prägen. Korsikas strategische Lage und kulturelle Vielfalt machen es zu einem faszinierenden Reiseziel und einem wichtigen Kapitel europäischer Geschichte.