Der bekannte Stoff- und Handarbeitsbedarfshändler Joann, der seit über 80 Jahren ein Anlaufpunkt für Quilter, Stricker und Handwerksliebhaber war, hat Insolvenz angemeldet und wird alle seine Filialen schließen. Dies markiert das Ende einer Ära für Generationen von Kunden, die sich in den Filialen des Unternehmens mit Stoffen, Garnen und Bastelmaterialien versorgt haben.
Insolvenz nach jahrelangen Herausforderungen
Das Unternehmen mit Sitz in Hudson, Ohio, hatte bereits im Januar dieses Jahres zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres Insolvenz nach Kapitel 11 des US-amerikanischen Insolvenzrechts angemeldet. Schon damals kämpfte Joann mit stagnierender Kundennachfrage und Problemen bei der Warenverfügbarkeit. Trotz der finanziellen Schwierigkeiten hatte das Unternehmen zunächst versichert, alle Filialen offen zu halten.
Doch Anfang dieses Monats gab Joann bekannt, dass mehr als 500 seiner Filialen geschlossen werden sollen, was mehr als der Hälfte seines landesweiten Filialnetzes entspricht. Dies bedeutet nicht nur das Aus für zahlreiche Standorte, sondern auch das Ende vieler Arbeitsplätze.
Finanzdienstleister übernimmt die Vermögenswerte
Am vergangenen Sonntag teilte Joann mit, dass das Finanzdienstleistungsunternehmen GA Group gemeinsam mit den vorrangigen Kreditgebern des Unternehmens die Auktion für die Vermögenswerte gewonnen habe. Als neuer Eigentümer wird GA Group nun den Liquidationsprozess einleiten und den Abverkauf aller Produkte in den verbleibenden Geschäften organisieren.
Das Unternehmen hat in einer FAQ-Sektion auf seiner Webseite angekündigt, dass sowohl die Filialen als auch der Onlineshop Joann.com und die mobile App während der Abwicklungsphase weiter betrieben werden, um den restlichen Warenbestand zu verkaufen.
Filialschließungen und letzte Verkaufsphase
Joann betont, dass die genauen Termine für die Schließung der Filialen sowie mögliche Änderungen im Online-Geschäft bald veröffentlicht werden. Es wird erwartet, dass der Abverkauf einige Wochen dauern wird, bevor das Unternehmen endgültig seine Pforten schließt.
Bereits im März 2024 hatte Joann Insolvenz angemeldet und war anschließend als privat geführtes Unternehmen aus dem Verfahren hervorgegangen. Doch die wirtschaftlichen Herausforderungen blieben bestehen, sodass das Unternehmen im Januar 2025 erneut Insolvenz anmelden musste.
Unternehmen bemüht sich um geregelte Abwicklung
In einem Statement auf der Unternehmenswebseite erklärte Joann, dass die Unternehmensführung, der Vorstand sowie Berater und juristische Partner alle möglichen Maßnahmen ergriffen hätten, um eine positivere Lösung für das Unternehmen zu finden. Da jedoch keine tragfähige Zukunftsperspektive gefunden werden konnte, werde man eng mit dem neuen Eigentümer GA Group zusammenarbeiten, um den Liquidationsprozess so geordnet wie möglich abzuwickeln und die Auswirkungen auf alle Beteiligten zu minimieren.
Ein Rückblick auf 80 Jahre Firmengeschichte
Joann begann seine Erfolgsgeschichte vor über 80 Jahren und wurde schnell zu einem der führenden Einzelhändler für Stoffe, Wolle und Bastelbedarf in den USA. Besonders bei DIY-Enthusiasten, Hobbynähern und Handarbeitsfans war Joann eine der ersten Anlaufstellen. Doch mit dem wachsenden Online-Handel und der zunehmenden Konkurrenz durch Discounter geriet das Unternehmen in den letzten Jahren immer mehr unter Druck. Die wirtschaftlichen Herausforderungen, gepaart mit sinkender Nachfrage und Lieferkettenproblemen, setzten dem Unternehmen schwer zu.
Das Ende einer Ära
Mit der Schließung von Joann geht eine traditionsreiche Einzelhandelskette verloren, die viele Jahrzehnte lang das kreative Arbeiten mit Stoffen und Handarbeitsmaterialien geprägt hat. Der Abschied von diesem einst so erfolgreichen Unternehmen dürfte insbesondere für langjährige Kunden und Mitarbeiter ein schwerer Schlag sein.
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