Das Osmanische Reich (1299–1922) wurde von 36 Sultanen regiert, vom Gründer Osman I. bis zum letzten Sultan Mehmed VI. Diese Übersicht beschreibt jeden Herrscher mit Fokus auf seine politischen und militärischen Leistungen.

Gründung und Aufstieg (1299–1451)

Osman I. (reg. 1299–1326): Osman I. begründete das nach ihm benannte Osmanische Reich und machte sich von seinen Seldschuken-Lehnsherren unabhängig. Er eroberte weite Teile Nordwestanatoliens und legte den Grundstein für den osmanischen Staat.

Orhan I. (reg. 1326–1362): Orhan setzte die Expansion in Kleinasien fort, eroberte Bursa und machte es zur Hauptstadt. Er führte das Janitscharenheer ein, das die osmanische Militärmacht stärken sollte.

Murad I. (reg. 1362–1389): Murad erweiterte den Machtbereich nach Europa, eroberte Teile Thrakiens und verlegte die Hauptstadt nach Edirne. Er fiel nach dem Sieg auf dem Amselfeld einem Attentat zum Opfer.

Bayezid I. (reg. 1389–1402): Bayezid setzte die Expansion auf dem Balkan fort, belagerte Konstantinopel, verlor aber 1402 gegen Timur in der Schlacht bei Ankara. Das Reich fiel danach in ein Interregnum.

Mehmed I. (reg. 1413–1421): Mehmed beendete das Interregnum und stellte die Einheit des Reiches wieder her. Er sicherte seine Herrschaft durch militärische Erfolge und die Ausschaltung rivalisierender Brüder.

Murad II. (reg. 1421–1444, 1446–1451): Murad kämpfte erfolgreich gegen christliche Heere und siegte 1444 bei Warna. Er übernahm nach einem kurzen Rücktritt erneut die Macht und stabilisierte das Reich.

Blütezeit des Reiches (1451–1566)

Mehmed II. (reg. 1451–1481): Mehmed eroberte 1453 Konstantinopel und machte es zur neuen Hauptstadt. Er erweiterte das Reich durch zahlreiche Eroberungen in Anatolien und auf dem Balkan.

Bayezid II. (reg. 1481–1512): Bayezid konsolidierte das Reich, führte Krieg gegen Venedig und wurde später von seinem Sohn Selim zur Abdankung gezwungen.

Selim I. (reg. 1512–1520): Selim eroberte Syrien, Ägypten und die heiligen Städte Mekka und Medina. Er besiegte die Safawiden und etablierte die osmanische Kalifatswürde.

Süleyman I. (reg. 1520–1566): Süleyman erreichte mit seinen Eroberungen in Europa, Nordafrika und Asien die größte Ausdehnung des Reiches. Seine Gesetzesreformen festigten die innere Ordnung.

Früher Niedergang (1566–1703)

Selim II. (reg. 1566–1574): Unter Selim wurde Zypern erobert, doch die Seeschlacht von Lepanto bedeutete eine schwere Niederlage. Die Flotte wurde jedoch wieder aufgebaut.

Murad III. (reg. 1574–1595): Murad führte Kriege gegen Persien und Habsburg, verlor aber an innenpolitischer Kontrolle. Korruption und Misswirtschaft nahmen zu.

Mehmed III. (reg. 1595–1603): Mehmed führte die Armee gegen Österreich und siegte bei Keresztes. Er zeigte jedoch wenig Interesse an Regierungsgeschäften.

Ahmed I. (reg. 1603–1617): Ahmed schloss Friedensverträge mit Habsburg und Persien, beendete die Praxis der Brüdermorde und initiierte einen dynastischen Wandel.

Mustafa I. (reg. 1617–1618, 1622–1623): Mustafa war regierungsunfähig und wurde zweimal eingesetzt, aber jeweils wieder abgesetzt. Seine Herrschaft war von Instabilität geprägt.

Osman II. (reg. 1618–1622): Osman verlor den Krieg gegen Polen und versuchte, das Militär zu reformieren. Er wurde von Janitscharen ermordet.

Murad IV. (reg. 1623–1640): Murad stabilisierte das Reich durch harte Maßnahmen. Er eroberte Bagdad und schloss Frieden mit Persien.

İbrahim (reg. 1640–1648): İbrahim war unberechenbar, verschwenderisch und wurde nach Machtmissbrauch gestürzt und getötet.

Mehmed IV. (reg. 1648–1687): Mehmed IV. ließ durch fähige Wesire regieren. Die Niederlage vor Wien 1683 leitete eine Serie von Gebietsverlusten ein.

Süleyman II. (reg. 1687–1691): Süleyman konnte den militärischen Niedergang nicht stoppen. Die Osmanen verloren weiterhin gegen Österreich.

Ahmed II. (reg. 1691–1695): Ahmed führte erfolglose Kriege gegen die Heilige Liga. Seine Herrschaft blieb militärisch und politisch schwach.

Mustafa II. (reg. 1695–1703): Mustafa scheiterte an der Wiedereroberung verlorener Gebiete. Der Frieden von Karlowitz markierte das Ende osmanischer Expansion.

Reformen und Krisen (1703–1839)

Ahmed III. (reg. 1703–1730): Ahmed verlor Belgrad an Österreich, betrieb aber eine Kulturpolitik in der sogenannten Tulpenzeit. Er wurde 1730 gestürzt.

Mahmud I. (reg. 1730–1754): Mahmud führte Krieg gegen Persien, Österreich und Russland. Er konnte Belgrad zurückerobern.

Osman III. (reg. 1754–1757): Osman regierte nur kurz und blieb politisch bedeutungslos. Nennenswerte Ereignisse fehlen.

Mustafa III. (reg. 1757–1774): Mustafa begann mit Reformen, verlor aber den Krieg gegen Russland. Die Krim ging endgültig verloren.

Abdülhamid I. (reg. 1774–1789): Abdülhamid versuchte das Kalifat politisch zu stärken. Weitere Gebietsverluste konnten jedoch nicht verhindert werden.

Spätphase und Untergang (1789–1922)

Selim III. (reg. 1789–1807): Selim modernisierte Armee und Verwaltung, wurde aber von konservativen Kräften gestürzt und später ermordet.

Mustafa IV. (reg. 1807–1808): Mustafa machte Reformen rückgängig und ließ Selim III. töten. Er wurde kurz darauf ebenfalls abgesetzt und hingerichtet.

Mahmud II. (reg. 1808–1839): Mahmud beseitigte das Janitscharenkorps und begann tiefgreifende Reformen. Er verlor jedoch Griechenland und große Gebiete an Ägypten.

Abdülmecid I. (reg. 1839–1861): Abdülmecid leitete die Tanzimat-Ära ein und modernisierte den Staat. Außenpolitisch gewann er den Krimkrieg gegen Russland.

Abdülaziz (reg. 1861–1876): Abdülaziz verschuldete das Reich schwer und verlor das Vertrauen der Elite. Er wurde 1876 abgesetzt und starb kurz darauf.

Murad V. (reg. 1876): Murad war psychisch krank und regierte nur drei Monate. Politisch blieb seine Zeit bedeutungslos.

Abdülhamid II. (reg. 1876–1909): Abdülhamid regierte autokratisch, verlor große Gebiete in Europa und setzte auf Zensur und Geheimdienste. 1909 wurde er abgesetzt.

Mehmed V. (reg. 1909–1918): Mehmed V. regierte während des Ersten Weltkriegs formal, hatte aber keine politische Macht. Das Reich erlitt schwere Niederlagen.

Mehmed VI. (reg. 1918–1922): Mehmed VI. unterzeichnete den Vertrag von Sèvres, verlor die Macht an die Nationalbewegung und ging ins Exil. Mit ihm endete das Osmanische Reich.