Istanbul ist mit über 15 Millionen Einwohnern nicht nur die bevölkerungsreichste Stadt der Türkei, sondern auch ein Schmelztiegel der Kulturen und Herkunftsregionen. Über Jahrzehnte hinweg hat die Stadt zahlreiche Zuwanderer aus allen Teilen Anatoliens aufgenommen. Diese innerstaatliche Migration hat das Gesicht Istanbuls erheblich geprägt. Besonders auffällig: In vielen Stadtteilen leben mittlerweile mehr Menschen aus bestimmten Provinzen, als in diesen Provinzen selbst.

Die Dominanz von Sivas, Malatya und Tokat

Eine aktuelle Auswertung der Daten des Türkischen Statistikinstituts (TÜİK) zeigt, dass vor allem drei Herkunftsregionen in Istanbul besonders stark vertreten sind: Sivas, Malatya und Tokat. Allein die Sivaslılar, also die Einwohner Istanbuls mit Wurzeln in der Provinz Sivas, zählen 754.000 Menschen. Damit stellen sie die größte Gruppe in Istanbul, gefolgt von den Malatyalılar mit 544.000 und den Tokatlılar mit 515.000 Personen. Diese Zahlen verdeutlichen, dass diese drei Provinzen einen maßgeblichen Einfluss auf die Bevölkerungszusammensetzung der Stadt haben.

Die Verteilung in den Bezirken

Istanbul gliedert sich in 39 Bezirke, von denen viele durch bestimmte Herkunftsgruppen dominiert werden. Die Einwohner aus Sivas, Tokat und Malatya sind in verschiedenen Bezirken besonders stark vertreten:

  • Sivas: Die Bevölkerung aus Sivas ist in vielen Bezirken Istanbuls besonders prominent. Vor allem in den Bezirken Sarıyer, Kağıthane, Şişli, Maltepe, Ümraniye und Ataşehir sind Sivaslılar stark vertreten. Diese Bezirke sind bekannt für ihre hohe Zahl an Einwohnern mit Wurzeln in dieser zentralanatolischen Region.
  • Tokat: Tokatlılar sind ebenfalls in vielen Bezirken Istanbuls präsent, darunter in Çatalca, Büyükçekmece, Başakşehir, Avcılar, Küçükçekmece und Sancaktepe. Die enge Bindung der Tokatlılar an ihre Herkunftsregion zeigt sich in diesen Gebieten besonders deutlich.
  • Malatya: Die Malatyalılar konzentrieren sich vor allem in den Bezirken Bahçelievler und Esenler. Diese Bezirke sind Heimat vieler Menschen, die aus Malatya stammen, und weisen eine dichte malatyalische Gemeinschaft auf.

Weitere dominierende Herkunftsregionen

Neben den drei dominierenden Provinzen gibt es auch andere Regionen, die in bestimmten Bezirken Istanbuls besonders stark vertreten sind:

  • Van: In den Bezirken Beylikdüzü und Esenyurt leben viele Menschen aus der Provinz Van. Auch die Adalar-Inseln sind von einer hohen Anzahl an Vankalılar geprägt.
  • Giresun: Die Giresunlu Bevölkerung dominiert in den Bezirken Eyüpsultan, Beyoğlu und Beykoz. Diese Schwarzmeerprovinz hat einen spürbaren Einfluss auf diese Stadtteile.
  • Erzurum: Erzurumlular, die aus dem Osten der Türkei stammen, sind besonders stark in Arnavutköy, Kartal und Sultanbeyli vertreten. Ihre Präsenz ist in diesen Stadtteilen deutlich zu spüren.

Die Gründe für die Zuwanderung nach Istanbul

Die starke Präsenz dieser Provinzen in Istanbul ist das Ergebnis jahrzehntelanger innerstaatlicher Migration. Vor allem in den 1950er und 1960er Jahren zog es viele Menschen aus ländlichen Regionen in die Stadt, um Arbeit und bessere Lebensbedingungen zu finden. Die Urbanisierung und Industrialisierung Istanbuls boten neue Perspektiven und führten dazu, dass immer mehr Menschen aus Sivas, Malatya, Tokat und anderen Regionen in die Metropole zogen.

Heutzutage haben viele dieser Menschen Familien gegründet und ihre Wurzeln in Istanbul geschlagen. Dennoch bleibt die Verbundenheit zu ihrer Heimatprovinz stark. Dies zeigt sich in der geografischen Verteilung innerhalb der Stadt, in der bestimmte Viertel von einzelnen Herkunftsregionen dominiert werden.

Fazit

Istanbul ist eine Stadt der Vielfalt, geprägt durch Zuwanderung aus allen Teilen der Türkei. Die aktuellen Statistiken verdeutlichen, dass besonders Menschen aus Sivas, Malatya und Tokat das Bild der Stadt prägen. Die geografische Verteilung der Bevölkerung zeigt, wie eng die Verbindung zwischen den Bezirken und den Herkunftsregionen ist. Auch in Zukunft wird Istanbul durch die vielfältigen Einflüsse und die dynamische Bevölkerungsentwicklung weiter wachsen und sich verändern.