Die Geschichte der ersten Moscheen in Deutschland reicht weiter zurück, als viele vermuten. Während der Islam in Deutschland oft mit Zuwanderung der letzten Jahrzehnte in Verbindung gebracht wird, gibt es bereits seit dem frühen 20. Jahrhundert Moscheen auf deutschem Boden. Die ersten muslimischen Gebetsstätten entstanden aus vielfältigen historischen und gesellschaftlichen Entwicklungen heraus. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die ersten Moscheebauten, ihre Hintergründe und ihre Bedeutung.

Die erste Moschee auf deutschem Boden: Die Wünsdorfer Moschee

Die älteste bekannte Moschee in Deutschland wurde während des Ersten Weltkriegs errichtet. 1915 entstand die sogenannte Wünsdorfer Moschee in Zossen bei Berlin. Sie war Teil des sogenannten „Halbmondlagers“, eines Gefangenenlagers, in dem muslimische Kriegsgefangene aus den Kolonialtruppen Frankreichs, Großbritanniens und Russlands interniert waren. Das Deutsche Kaiserreich verfolgte mit dem Bau der Moschee eine politische Strategie: Man wollte die muslimischen Gefangenen für den Dschihad gegen die Kolonialmächte gewinnen.

Die Wünsdorfer Moschee war eine Holzkonstruktion mit einer Kuppel und einem Minarett. Sie wurde von deutschen Behörden finanziert und blieb bis 1925 erhalten. Nachdem das Lager aufgelöst wurde, verfiel die Moschee und wurde schließlich abgerissen. Obwohl sie nicht mehr existiert, gilt sie als die erste offiziell errichtete Moschee in Deutschland.

Die Wilmersdorfer Moschee: Die erste dauerhaft genutzte Moschee

Während die Wünsdorfer Moschee vor allem als politisches Mittel diente, entstand mit der Wilmersdorfer Moschee in Berlin 1928 die erste dauerhaft genutzte Gebetsstätte für Muslime in Deutschland. Sie wurde von der Ahmadiyya-Gemeinde erbaut, einer islamischen Reformbewegung, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts weltweit verbreitete.

Die Wilmersdorfer Moschee, auch als Berlin-Moschee bekannt, wurde im orientalischen Stil errichtet und besitzt eine große Kuppel sowie zwei kleine Minarette. Sie diente als religiöses Zentrum für die wachsende muslimische Gemeinschaft Berlins und wurde bald zu einem wichtigen Anlaufpunkt für Muslime in Deutschland. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Moschee beschädigt, später jedoch wieder aufgebaut und ist bis heute in Betrieb.

Die ersten Moscheen nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte sich die muslimische Präsenz in Deutschland deutlich. Durch die Anwerbung von Gastarbeitern aus der Türkei, Jugoslawien und anderen Ländern stieg die Zahl der Muslime in Deutschland stark an. In den ersten Jahrzehnten nach ihrer Ankunft nutzten sie oft provisorische Gebetsräume in Hinterhöfen, Kellern oder ehemaligen Industriehallen.

Die erste Moschee, die nach dem Krieg in Deutschland gebaut wurde, war die Zentralmoschee in Aachen, die 1967 von türkischen Gastarbeitern gegründet wurde. Sie diente als Vorbild für viele weitere Moscheen, die in den folgenden Jahren entstanden. In den 1970er- und 1980er-Jahren wurden immer mehr Moscheevereine gegründet, die sich für den Bau von repräsentativen Moscheen mit Minaretten und Kuppeln einsetzten.

Die Entwicklung moderner Moscheen in Deutschland

Während die ersten Moscheen in Deutschland oft provisorische Gebetsstätten oder kleine Gebetsräume waren, entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten eine neue Architektur muslimischer Gotteshäuser. Besonders seit den 1990er-Jahren entstanden große repräsentative Moscheen, die nicht nur als Gebetsräume dienen, sondern auch als kulturelle und soziale Zentren fungieren.

Ein bekanntes Beispiel ist die Kölner Zentralmoschee, die 2017 eröffnet wurde. Sie gilt als eine der größten und modernsten Moscheen in Deutschland. Mit ihrer imposanten Architektur und ihrer offenen Gestaltung soll sie als Symbol für den interkulturellen Dialog dienen.

Fazit: Eine lange Geschichte mit Zukunft

Die Geschichte der ersten Moscheen in Deutschland zeigt, dass der Islam keine neue Erscheinung in Deutschland ist. Bereits vor über 100 Jahren gab es muslimische Gebetsstätten auf deutschem Boden, und mit der wachsenden muslimischen Gemeinschaft entwickelte sich auch die Moscheekultur stetig weiter. Während anfangs improvisierte Gebetsräume genutzt wurden, entstanden mit der Zeit architektonisch anspruchsvolle und gesellschaftlich bedeutsame Moscheen.

Die Diskussion über Moscheen in Deutschland ist bis heute lebhaft und oft politisch geprägt. Dennoch sind sie ein fester Bestandteil der deutschen Gesellschaft geworden und tragen zur religiösen Vielfalt des Landes bei.