Die in der Türkei ausgestrahlte Serie „Gassal“ hat in Europa eine unerwartete Wirkung entfaltet. Sie hat nicht nur das Interesse am traditionellen islamischen Bestattungswesen gestärkt, sondern auch die Zahl der Anmeldungen bei Bestattungsfonds in die Höhe schnellen lassen. Besonders in Deutschland, wo islamische Bestattungen oft mit hohen Kosten und komplizierten Behördenwegen verbunden sind, suchen immer mehr Muslime nach finanzieller Absicherung für den Ernstfall.

UKBA Bestattungsverein warnt: Prozess muss richtig gehandhabt werden

Emrullah Yayla, Sekretär des UKBA Bestattungsvereins, rät Muslimen in Europa, sich frühzeitig mit den rechtlichen und finanziellen Aspekten einer islamischen Bestattung auseinanderzusetzen. „Die Familien durchleben eine emotionale Zeit und stehen gleichzeitig vor einer Vielzahl organisatorischer Aufgaben. Wir sorgen dafür, dass die Abwicklung schnell und professionell erfolgt“, so Yayla.

Sein Verein organisiert unter anderem den Transport von Verstorbenen in die Heimatländer, koordiniert mit den lokalen Behörden und hilft den Hinterbliebenen, die notwendigen Dokumente zu beschaffen.

Häusliche Todesfälle: Verzögerungen durch falsche Vorgehensweise

Ein besonders kritischer Punkt ist laut Yayla der Umgang mit Todesfällen in den eigenen vier Wänden. „Viele rufen sofort den Notarzt an, doch das kann zu Verzögerungen führen. Wenn die Polizei eingeschaltet wird, kann eine Obduktion angeordnet werden, die den Bestattungsprozess um bis zu zwei Wochen verzögern kann. Ein Hausarzt ist in solchen Fällen oft der bessere Ansprechpartner, da er die Krankengeschichte des Verstorbenen kennt und den Totenschein schneller ausstellen kann.“

Bestattungskosten steigen: Warum islamische Fonds immer wichtiger werden

In Deutschland liegen die Kosten für eine islamische Bestattung mittlerweile zwischen 7.000 und 12.000 Euro. Dies umfasst nicht nur den Sarg und das Grab, sondern auch Verwaltungsgebühren, religiöse Rituale und gegebenenfalls den Transport in das Heimatland. Besonders in Großstädten variieren die Preise stark, da Friedhofsgebühren von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich ausfallen.

Angesichts dieser hohen Kosten werden Bestattungsfonds für viele Muslime zur besten Absicherung. Mit geringen monatlichen Beiträgen können Mitglieder sicherstellen, dass ihre Bestattung oder die eines Familienmitglieds finanziell abgedeckt ist. Besonders für die türkische Gemeinschaft, die häufig eine Beisetzung in der Heimat bevorzugt, ist ein solcher Fonds essenziell.

UKBA engagiert sich auch für mittellose Verstorbene

Neben den regulären Mitgliedern setzt sich UKBA auch für Verstorbene ein, die keine finanziellen Mittel oder keine Verwandten in Deutschland haben. Im vergangenen Jahr konnte der Verein sechs mittellose Verstorbene vor der Feuerbestattung bewahren und eine islamische Beerdigung organisieren.

Zuletzt wurde in Hamburg die Beisetzung einer Person ermöglicht, die bereits seit 20 Tagen in der Gerichtsmedizin lag. Ohne den Einsatz von UKBA wäre sie wahrscheinlich anonym eingeäschert worden.

Gassal-Serie fördert Interesse an Bestattungsberufen

Neben dem gestiegenen Bewusstsein für islamische Bestattungen hat die „Gassal“-Serie auch das Interesse an der Berufsausbildung zum Gassal (Leichenwäscher) geweckt. UKBA bietet bereits Schulungen zum Thema Leichenwaschung und Bestattungsrituale an. Teilnehmer erhalten nach erfolgreichem Abschluss ein Zertifikat.

„Das Bestattungswesen ist nicht nur eine religiöse, sondern auch eine soziale Verpflichtung. Es gibt zu wenige ausgebildete Gassal in Europa, und wir möchten das ändern“, betont Yayla.

Die steigende Nachfrage nach islamischen Bestattungsfonds zeigt, dass Muslime in Europa zunehmend nach Möglichkeiten suchen, ihren Glauben auch in dieser wichtigen Lebensphase zu leben. Die „Gassal“-Serie hat eine Debatte angestoßen, die nun mit konkreten Angeboten und Schulungen begleitet wird. Experten wie Emrullah Yayla raten dazu, sich frühzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen, um im Ernstfall vorbereitet zu sein.