Im Rahmen eines Interviews mit der saudischen Nachrichtensender Asharq News betonte der türkische Außenminister Hakan Fidan die Notwendigkeit einer nationalen Armee in Syrien. Er erklärte, dass nur ein zentralisiertes Militär und eine einzige legitime staatliche Gewalt langfristige Stabilität garantieren können. „80.000 bewaffnete Kämpfer sind Teil der Gruppen, die der Türkei nahe stehen. Wir haben sie ohne Zögern aufgefordert, sich der nationalen Armee anzuschließen und Unruhen im Land zu vermeiden“, sagte Fidan. Er drückte zudem die Hoffnung aus, dass ähnliche Entwicklungen auch im Süden Syriens, in den Regionen Suwayda und Daraa, stattfinden könnten.
Fidan kritisierte die exzessive Einmischung fremder Mächte in die Region, die nicht nur zur Destabilisierung beiträgt, sondern auch den Interessen anderer Länder dient, statt den Bedürfnissen der betroffenen Nationen. Er rief dazu auf, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und gemeinsam mit Ländern wie Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Katar, Ägypten, Jordanien und dem Irak eine stabilitätsorientierte Politik zu verfolgen. „In der Vergangenheit herrschten Krieg, Teilung und Instabilität vor. Millionen von Menschen wurden vertrieben. Doch dieses Schicksal sollte nicht das endgültige für unsere Region sein“, so Fidan. Er zeigte sich optimistisch, dass sich ein Wandel abzeichnet, der die gesamte Region betreffen könnte.
Ein zentraler Punkt in Fidans Ausführungen war die Bedeutung der Zusammenarbeit mit internationalen und regionalen Akteuren wie der Arabischen Liga, den Golfstaaten, der Organisation für Islamische Zusammenarbeit, der Europäischen Union (EU) und den Vereinigten Staaten. Die Türkei arbeite an Konzepten, wie der Wiederaufbau Syriens, insbesondere in Bereichen wie Transport, Energie und Gesundheit, gemeinsam vorangetrieben werden könne. Er erwähnte auch, dass sowohl die USA als auch die EU bereits einige Sanktionen gegen Syrien gelockert hätten, ein Schritt, den er als positiv bewertete.
Die Beziehungen zwischen der Türkei und ihren Nachbarländern spielen eine entscheidende Rolle für die Zukunft Syriens. Fidan hob hervor, dass die Stabilität Syriens für die Türkei von essenzieller Bedeutung sei. Die gemeinsame Grenze von 911 Kilometern sowie die engen historischen und kulturellen Verbindungen unterstreichen die Bedeutung einer stabilen Entwicklung in Syrien. Die Türkei arbeite mit internationalen Partnern daran, den Wiederaufbau Syriens und die Rückkehr von Flüchtlingen zu ermöglichen.
Ein zentrales Anliegen der Türkei ist es, sicherzustellen, dass es in Syrien keinen Raum für Terrorismus gibt. Insbesondere Organisationen wie der IS und die PKK stehen im Fokus. Fidan betonte die Wichtigkeit eines inklusiven Regierungssystems, das alle ethnischen und religiösen Gruppen berücksichtigt und die territoriale Integrität und politische Souveränität des Landes wahrt. „Unsere Erwartungen an die neue Regierung in Syrien sind klar: keine Bedrohung für die Region, keine Toleranz für Terrorismus und eine gute Behandlung von Minderheiten“, erklärte er.
Die Türkei fordert weiterhin, dass sich alle bewaffneten Gruppen der nationalen Armee anschließen. Dies sei ein unverzichtbarer Schritt, um die Grundlage für einen langfristigen Frieden zu legen. Fidan wies darauf hin, dass sich insbesondere im Norden des Landes zahlreiche bewaffnete Kämpfer befinden, die der Türkei nahe stehen. Die Türkei habe diese Gruppen aufgefordert, Teil der nationalen Armee zu werden und eine weitere Destabilisierung zu verhindern.
Ein weiteres Thema im Interview war die Rolle der USA in Syrien. Fidan kritisierte die amerikanische Unterstützung der PKK und ihrer Ableger, insbesondere im Kampf gegen den IS. Er wies darauf hin, dass die PKK auch von den USA als Terrororganisation anerkannt werde und die Zusammenarbeit mit dieser Gruppe langfristig negative Auswirkungen habe. Er forderte die USA auf, ihre Politik in Syrien zu überdenken und auf eine Weise zu handeln, die die Stabilität in der Region fördert.
Abschließend betonte Fidan, dass die Türkei weiterhin eng mit Ländern wie Saudi-Arabien zusammenarbeiten werde, um die Herausforderungen in der Region gemeinsam zu bewältigen. Er lobte die Rolle Saudi-Arabiens und seines Außenministers bei den bisherigen Bemühungen und betonte die historische Verbundenheit der beiden Länder. Die Türkei sei entschlossen, ihre konstruktive Rolle in der Region fortzusetzen und zu einer stabilen und friedlichen Zukunft beizutragen.
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