Der türkische Außenminister Hakan Fidan hat auf einer Pressekonferenz in Ankara klar Stellung zur Situation in Nordsyrien und den internationalen Reaktionen bezogen. Während Frankreich seine Unterstützung für kurdische Kräfte in der Region betonte, erklärte Fidan, dass die Türkei diese Aussagen nicht ernst nehme und sich ausschließlich auf die USA als Verhandlungspartner konzentriere.

Sicherheit im Fokus der Außenpolitik

Fidan betonte, dass die türkische Außenpolitik mehrere Dimensionen umfasse, darunter Sicherheit, Verteidigung, Energie und Wirtschaft. Dabei sei die Sicherheit für die Türkei besonders bedeutend, da das Land sich in einer Region befinde, die von Konflikten geprägt ist.

Er erinnerte daran, dass eine der zentralen Entwicklungen des Jahres 2024 das Ende des „61-jährigen Regimes der Unterdrückung“ in Syrien sei. Die Türkei wolle nicht nur zur Stabilisierung Syriens beitragen, sondern auch die Wiederaufbau- und Entwicklungsbemühungen unterstützen. Für das Jahr 2025 nannte Fidan die vollständige Befreiung Syriens von terroristischen Gruppen als eines der Hauptziele.

„Wir sprechen mit Amerika, nicht mit seinen Anhängern“

Auf die jüngsten Äußerungen Frankreichs zur Unterstützung kurdischer Kräfte in Nordsyrien angesprochen, zeigte sich Fidan unbeeindruckt. Er sagte:

„Wir glauben nicht, dass die von europäischen Ländern entwickelten Politiken, bei denen sie sich unter dem Schutzschirm der USA befinden, einen Beitrag zur Region leisten. Ohne die USA wären diese Länder nicht in der Lage, militärische Operationen in der Region durchzuführen.“

Fidan stellte klar, dass die Türkei ausschließlich mit den USA in Dialog trete und Länder, die sich hinter der Macht der USA versteckten, nicht berücksichtige.

Kritik an Frankreich und der Umgang mit IŞİD-Anhängern

Ein weiterer Punkt seiner Rede richtete sich an Frankreich: Fidan forderte das Land auf, seine Staatsbürger, die in nordsyrischen Gefängnissen als ehemalige IŞİD-Anhänger festgehalten werden, zurückzunehmen.

„Wenn Frankreich etwas tun möchte, dann sollte es seine Staatsbürger aus den Gefängnissen holen, in Frankreich vor Gericht stellen und dort inhaftieren. Es ist nicht akzeptabel, dass Frankreich die Verantwortung an kurdische Gruppen wie die YPG delegiert.“

Die Türkei betrachtet die YPG als syrischen Ableger der PKK und somit als terroristische Organisation. Dies ist ein zentraler Konfliktpunkt in den internationalen Beziehungen rund um Syrien.

Spannungen mit den USA über Unterstützung für SDG

Die SDF (Syrische Demokratische Kräfte), deren Rückgrat die YPG bildet, wird von den USA unterstützt, da sie eine entscheidende Rolle im Kampf gegen den IŞİD gespielt hat. Diese Unterstützung steht jedoch im Konflikt mit den Interessen der Türkei, die in der YPG eine Bedrohung für ihre nationale Sicherheit sieht.

Hakan Fidan reagierte auch auf die Aussagen des US-Verteidigungsministers Lloyd Austin, der die Bedeutung der SDG für die Verwaltung von Gefängnissen mit IŞİD-Anhängern betonte. Fidan kritisierte die Praxis, „eine terroristische Organisation zu nutzen, um eine andere terroristische Organisation inhaftiert zu halten“, als inakzeptabel.

„Dies widerspricht dem Geist der Allianz und schwächt die Solidarität unter Partnern. Wir wissen, dass die USA unsere nationalen Interessen kennen und respektieren. Unsere Kooperation im Kampf gegen den Terror war bislang erfolgreich und wird es auch in Zukunft sein.“

Fazit

Hakan Fidan machte auf der Pressekonferenz deutlich, dass die Türkei ihren Fokus auf die Zusammenarbeit mit den USA richtet und andere Länder, die sich hinter deren Macht verstecken, nicht ernst nimmt. Die Türkei bleibt entschlossen, die Sicherheit in Nordsyrien zu gewährleisten und terroristische Gruppen zu bekämpfen. Gleichzeitig fordert sie von ihren internationalen Partnern, Verantwortung zu übernehmen und die eigenen Interessen nicht auf Kosten anderer Staaten zu verfolgen.

Der Konflikt in Nordsyrien bleibt somit ein zentraler Punkt in der türkischen Außenpolitik und ein Prüfstein für die internationalen Beziehungen der Türkei.