Moscheen gehören seit Jahrhunderten zum Stadtbild Deutschlands, auch wenn ihre Geschichte oft wenig bekannt ist. Während viele Menschen Moscheen mit der jüngeren Migration in Verbindung bringen, reicht ihre Existenz in Deutschland weit in die Vergangenheit zurück. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die ältesten Moscheen des Landes, ihre architektonische Entwicklung und ihre kulturelle Bedeutung.

Die erste Moschee in Deutschland: Die Wilmersdorfer Moschee

Die älteste noch erhaltene Moschee in Deutschland ist die Wilmersdorfer Moschee in Berlin, auch bekannt als Ahmadiyya-Moschee. Sie wurde 1924–1928 von der Ahmadiyya-Gemeinde erbaut und zählt zu den ersten Moscheen Mitteleuropas. Ihr Bau war ein Meilenstein in der Geschichte des Islam in Deutschland, da sie nicht nur als Gebetsstätte, sondern auch als kulturelles Zentrum diente. Die Architektur der Moschee ist von indisch-islamischen Elementen geprägt, mit einem markanten weißen Minarett und einer Kuppel, die an traditionelle Bauten Südasien erinnert.

Osmanische Einflüsse: Die DITIB-Zentralmoschee in Köln und ihre historischen Wurzeln

Die DITIB-Zentralmoschee in Köln ist eines der bekanntesten islamischen Bauwerke Deutschlands, auch wenn sie erst 2017 eröffnet wurde. Doch ihre Wurzeln reichen tief in die osmanische Architekturgeschichte. Osmanische Bauwerke beeinflussten bereits früh den Moscheenbau in Europa. Ein prominentes Beispiel für diese Verbindung ist die kleine Moschee in Schwetzingen, die bereits im 18. Jahrhundert als Teil der Schlossanlage erbaut wurde. Sie diente jedoch nicht primär als Gebetshaus für Muslime, sondern war Ausdruck der Faszination des europäischen Adels für den Orient.

Die Moschee in Schwetzingen: Ein Zeugnis des 18. Jahrhunderts

Die Moschee im Schwetzinger Schlossgarten wurde zwischen 1779 und 1795 erbaut und gehört zu den ältesten islamisch inspirierten Bauwerken Deutschlands. Sie wurde im Stil des Orientalismus errichtet und war ein Symbol für die kulturelle Offenheit der damaligen Zeit. Auch wenn sie keine religiöse Funktion für Muslime hatte, zeigt sie, dass islamische Architektur bereits früh Eingang in die deutsche Baukunst fand. Ihre Minarette und kunstvollen Ornamente spiegeln klassische Elemente osmanischer Moscheen wider.

Die Kriegsgefangenen-Moscheen des Ersten Weltkriegs

Eine weniger bekannte, aber bedeutsame Episode der deutschen Moscheegeschichte sind die Moscheen, die während des Ersten Weltkriegs errichtet wurden. Im sogenannten Halbmondlager in Wünsdorf, südlich von Berlin, entstand 1915 die erste Moschee auf deutschem Boden. Sie wurde für muslimische Kriegsgefangene erbaut, die in deutschen Lagern festgehalten wurden. Die Moschee war ein Zeichen der deutschen Strategie, Muslime aus britischen und französischen Kolonien auf ihre Seite zu ziehen. Nach dem Krieg wurde das Gebäude aufgegeben und schließlich abgerissen, doch es bleibt ein wichtiges Kapitel in der Geschichte historischer Moscheen in Deutschland.

Islamische Gebetshäuser in der DDR

In der DDR gab es nur wenige offizielle Moscheen, da der Staat Religion weitgehend aus dem öffentlichen Leben verbannte. Dennoch existierten kleine Gebetsräume, die insbesondere von ausländischen Vertragsarbeitern genutzt wurden. In Ost-Berlin fanden muslimische Gemeinden in improvisierten Räumen zusammen, oft in Hinterhöfen oder Privathäusern. Erst nach der Wiedervereinigung entstanden auch in den neuen Bundesländern größere Moscheen.

Die Bedeutung historischer Moscheen in Deutschland heute

Die historischen Moscheen in Deutschland sind nicht nur architektonische Meisterwerke, sondern auch ein Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklung. Sie zeigen, dass der Islam keine neue Erscheinung in Deutschland ist, sondern seit Jahrhunderten Teil der Kulturgeschichte.

Heute dienen diese Moscheen nicht nur dem Gebet, sondern auch als Orte des Dialogs und der kulturellen Begegnung. Veranstaltungen, Führungen und Tage der offenen Tür tragen dazu bei, das Verständnis zwischen den Religionen zu fördern. Besonders in Zeiten gesellschaftlicher Debatten über den Islam ist es wichtig, sich der langen Geschichte islamischer Präsenz in Deutschland bewusst zu sein.

Fazit

Historische Moscheen in Deutschland erzählen von einer reichen Vergangenheit, die weit über die Migration des 20. Jahrhunderts hinausgeht. Von der Moschee in Schwetzingen über die Wilmersdorfer Moschee bis hin zu den Gebetshäusern des Ersten Weltkriegs – jedes Bauwerk trägt ein Stück Geschichte in sich. Ihre Architektur, Bedeutung und Entwicklung zeigen, dass der Islam in Deutschland nicht nur ein Phänomen der Gegenwart ist, sondern seit Jahrhunderten Teil der kulturellen Landschaft.