Die anhaltenden Erdbeben und vulkanischen Bewegungen auf der griechischen Insel Santorini haben Wissenschaftler alarmiert. Historische Aufzeichnungen aus dem Osmanischen Reich belegen, dass solche Ereignisse bereits vor 100 Jahren auftraten. Eine Untersuchung von Forschern der Istanbul Universität-Cerrahpaşa zeigt Parallelen zwischen den heutigen seismischen Bewegungen und jenen, die im ersten osmanischen Geologiebuch „İlm-i Tabakatü’l Arz“ dokumentiert sind. Die Befunde werfen die Frage auf, ob sich Geschichte wiederholt und eine gefährliche Naturkatastrophe droht.
Seismische Unruhen seit Januar
Seit dem 26. Januar 2025 registrierten Seismologen eine anhaltende Serie von Erdbeben auf Santorini, die als „Erdbebensturm“ bezeichnet wird. Bislang wurden über 18.400 Erschütterungen gezählt, von denen 1.300 eine Magnitude zwischen 3 und 5,3 erreichten. Die seismische Aktivität konzentriert sich auf ein Gebiet von etwa 30 Kilometern Länge und 20 Kilometern Breite, das sowohl die Insel Santorini als auch den Kolumbo-Unterwasservulkan umfasst. Wissenschaftler warnen, dass die anhaltenden Bewegungen ein Zeichen für eine bevorstehende vulkanische Eruption sein könnten.
Historische Parallelen aus dem Osmanischen Reich
Der Geologe Mostafavi Maresht untersuchte das erste Geologiebuch des Osmanischen Reiches, „İlm-i Tabakatü’l Arz“, und fand darin detaillierte Berichte über vergangene vulkanische Aktivitäten in der Region. Auf Seite 83 beschreibt das Werk Santorini als eine Gruppe von Unterwasservulkanen, deren Lavaströme sich über Jahrhunderte verfestigt und neue Inseln geformt haben. Zudem verweist das Buch auf den Einfluss der regionalen Geologie auf die Erdbebenhäufigkeit.
Besonders bemerkenswert ist eine Passage, die Santorini mit anderen großen Vulkanen im Mittelmeerraum, darunter der Vesuv, der Ätna und der Stromboli, vergleicht. Diese historischen Aufzeichnungen zeigen, dass auch in früheren Jahrhunderten wiederholt Erdbebenserien und vulkanische Aktivitäten auftraten, die sich stark mit den heutigen Geschehnissen decken.
Natürliche Prozesse: Bildung neuer Inseln?
Die alten Aufzeichnungen enthalten auch eine Beschreibung, wie sich neue Landmassen durch vulkanische Aktivität formen: „Wenn Magma unter Wasser austritt, verfestigt es sich und kann zur Entstehung neuer Inseln führen.“ Diese Theorie deckt sich mit modernen geologischen Erkenntnissen über Unterwasservulkane. Forscher beobachten derzeit genau, ob sich im Umfeld von Santorini ähnliche Prozesse abspielen.
Ein Blick auf frühere vulkanische Aktivitäten
Nicht nur Santorini ist betroffen. Das Buch verweist auch auf vulkanische Ereignisse auf der nahegelegenen Insel Nisyros (historisch: İncirli Ada). Die Region gilt als geologisch hochaktiv und liegt auf einer seismischen Bruchzone, die sich durch das gesamte Ägäische Meer zieht.
Im Jahr 2011 gab es bereits eine Phase erhöhter seismischer Aktivität auf Santorini. Diese flaute jedoch mit der Zeit ab, ohne dass eine größere Eruption erfolgte. Heute beobachten Wissenschaftler jedoch ein intensiveres und anhaltenderes Bebenmuster, das auf eine größere bevorstehende Eruption hinweisen könnte.
Droht eine Naturkatastrophe?
Die aktuelle Situation auf Santorini wird genauestens überwacht. Sollte sich das Erdbebenmuster weiter intensivieren, könnte es zu einer eruptiven Phase kommen, die nicht nur Santorini selbst, sondern auch weite Teile der Region betreffen würde. Die historischen Osmanischen Aufzeichnungen könnten dabei eine wertvolle Grundlage sein, um mögliche Szenarien für die Zukunft besser zu verstehen.
Experten warnen: „Die Vergangenheit zeigt uns, dass Vulkane sich nicht an Zeitpläne halten, sondern in Zyklen arbeiten. Es ist wichtig, diese Muster zu erkennen, um vorbereitet zu sein.“
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