Mustafa Kemal Atatürk, einer der bedeutendsten Führer der türkischen Geschichte, spielte während des Ersten Weltkriegs eine entscheidende Rolle. Seine militärischen und strategischen Fähigkeiten machten ihn zu einer zentralen Figur, die nicht nur die Kämpfe an den Fronten beeinflusste, sondern auch die zukünftige türkische Nation prägte. Dieser Beitrag beleuchtet seine Zeit während des Krieges, von seinen Anfängen als Militärattaché in Sofia bis zu seinen entscheidenden Erfolgen an den Frontlinien.

Nach dem Abschluss des Friedensvertrags mit Bulgarien im September 1913 wurde Mustafa Kemal am 27. Oktober 1913 zum Militärattaché in Sofia ernannt. Kurz darauf wurden ihm die Militärattachéposten in Belgrad und Cetinje zugewiesen. Während seiner Tätigkeit in Sofia verfolgte er die Entwicklungen des sich anbahnenden Ersten Weltkriegs mit großer Aufmerksamkeit. Bereits in einem Brief an seinen Freund Dr. Tevfik Rüştü Aras im Jahr 1914 analysierte er, dass der Krieg langwierig sein würde und die Entscheidung, sich daran zu beteiligen, mit Bedacht getroffen werden müsse.

Als das Osmanische Reich am 11. November 1914 offiziell in den Krieg eintrat, äußerte Mustafa Kemal seinen Wunsch, Sofia zu verlassen und eine aktivere Rolle an der Front zu übernehmen. In einem Brief an Enver Pascha, den Kriegsminister, erklärte er, dass er es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren könne, als Attaché in Sofia zu bleiben, während seine Kameraden an den Fronten kämpften. Am 20. Januar 1915 wurde er schließlich zum Kommandeur der 19. Division ernannt, die in Tekirdağ neu organisiert wurde.

Mit der Bedrohung durch die Alliierten am Dardanellenmeer wurde Mustafa Kemal schnell an die Front beordert. Seine Division übernahm die Verteidigung des Gebiets um Maydos. Am 25. April 1915, als die Alliierten mit der Landung bei Arıburnu, Seddülbahir und Kumkale begannen, zeigte Mustafa Kemal seine außergewöhnlichen Führungsqualitäten. Dank seiner schnellen Entscheidungen und taktischen Brillanz gelang es ihm, die feindlichen Kräfte bei Conkbayırı und Kocaçimen aufzuhalten und ihre Fortschritte zu stoppen. Diese Verteidigungsstrategien trugen maßgeblich dazu bei, die alliierten Truppen auf einem schmalen Streifen Land festzuhalten.

Für seine Leistungen wurde Mustafa Kemal am 1. Juni 1915 zum Oberst befördert. Während der entscheidenden Schlachten der Anafartalar-Gruppe im August 1915 führte er seine Truppen erfolgreich gegen die angreifenden alliierten Kräfte und sicherte wichtige Siege bei Kireçtepe und Azmak. Am 10. August 1915 überlebte er knapp einen Schrapnellangriff, bei dem seine Taschenuhr beschädigt wurde – ein Symbol seines Mutes, das er später Liman von Sanders schenkte. Diese Siege brachten ihm den Ruf als „Held von Anafartalar“ ein.

Nach den Ereignissen an der Çanakkale-Front übernahm Mustafa Kemal verschiedene weitere Aufgaben. Im Januar 1916 wurde er zum Kommandeur des 16. Korps in Edirne ernannt und bald darauf an die Ostfront verlegt. Dort gelang es ihm, Bitlis und Muş von den russischen Truppen zurückzuerobern, indem er seine strategischen Fähigkeiten erneut unter Beweis stellte. Am 1. April 1916 wurde er zum General befördert, eine Anerkennung für seine anhaltenden Erfolge.

Während des Krieges zeigte Mustafa Kemal auch politische Einsicht. Sein Bericht über die Fehlschläge der deutschen Strategien und seine Kritik an General Falkenhayns Plänen zeigten, dass er nicht nur ein fähiger Militärführer war, sondern auch ein scharfsinniger Analytiker. Seine Ablehnung der Zusammenarbeit mit Falkenhayn führte schließlich zu seinem Rücktritt als Kommandeur der 7. Armee im Jahr 1917.

In den späteren Phasen des Krieges war Mustafa Kemal erneut an der Front tätig. Seine Führungsrolle in der Schlacht um Nablus und seine Verteidigungsstrategien in Syrien trugen dazu bei, die osmanischen Truppen trotz schwieriger Bedingungen zu koordinieren. Selbst angesichts des Waffenstillstands von Mudros und der darauf folgenden Demobilisierung der osmanischen Armee setzte er sich für eine geordnete Umsetzung der Bedingungen ein.

Mustafa Kemals Leistungen im Ersten Weltkrieg wurden nicht nur im Osmanischen Reich, sondern auch international anerkannt. Die britische Militärgeschichte würdigte seine Bemühungen als einzigartig in ihrer Wirkung auf die Geschicke einer Nation. Diese Erfolge bildeten die Grundlage für seine spätere Führungsrolle in der Gründung der modernen Republik Türkei.

Seine Erfahrungen und Beobachtungen während des Krieges prägten seine Visionen für die Zukunft der Türkei. Nach dem Krieg kehrte er nach Istanbul zurück, bereit, neue Wege einzuschlagen und seine Ideen für eine unabhängige und moderne Türkei zu verwirklichen.

Mustafa Kemal Atatürk, dessen strategisches Denken und Mut im Ersten Weltkrieg bewiesen wurden, bleibt eine der inspirierendsten Persönlichkeiten der Geschichte. Seine Siege bei Çanakkale und darüber hinaus sind ein Zeugnis seiner Entschlossenheit und seines Engagements für sein Land.