Nach den jüngsten Erdbeben rund um die griechische Insel Santorini hat die Türkei Maßnahmen ergriffen, um die Küstenregionen besser auf mögliche Naturkatastrophen vorzubereiten. In der Stadt İzmir wurde ein mobiles Sirenensystem installiert, das im Ernstfall frühzeitig Warnsignale aussenden soll.

Notfallwarnsystem in Seferihisar in Betrieb genommen

Die türkische Katastrophenschutzbehörde AFAD hat ein mobiles Sirenensystem in der Küstenstadt Seferihisar in Betrieb genommen. Dieses System wurde auf dem Mustafa-Kemal-Atatürk-Platz im Stadtteil Sığacık aufgestellt und soll im Falle eines Tsunamis oder eines starken Erdbebens die Bevölkerung rechtzeitig alarmieren. Das System besteht aus mehreren Lautsprechern, die Warnsignale aussenden können, um die Menschen in Sicherheit zu bringen.

Neben İzmir wurden ähnliche Warnsysteme auch in den Küstenstädten Didim (Provinz Aydın) und Datça (Provinz Muğla) installiert. Damit will die türkische Regierung das Risiko für die Bevölkerung minimieren und schneller auf mögliche Naturkatastrophen reagieren.

AFAD bewertet seismische Risiken

Die Entscheidung zur Installation des Warnsystems fiel nach einer Risikobewertung durch die türkische Katastrophenschutzbehörde AFAD. Bei einem Experten-Treffen unter dem Titel „Santorini-Insel: Seismische Aktivität und Risikobewertung“ wurden die aktuellen Erdbebenbewegungen und mögliche Gefahren für die türkische Küste analysiert.

In der Sitzung waren neben AFAD auch Vertreter des türkischen Instituts für Geologie und Mineralforschung (MTA), der meteorologischen Behörde, des Kandilli-Observatoriums sowie verschiedene Erdbebenforscher und Wissenschaftler vertreten. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Erdbeben um Santorini das Potenzial haben, größere seismische Aktivitäten in der Ägäis auszulösen, die auch die Türkei betreffen könnten.

Erdbeben in Santorini – ein anhaltendes Risiko

Während die Türkei auf mögliche Tsunamis und Erdbeben vorbereitet, ist die Situation auf der griechischen Insel Santorini weiterhin angespannt. In den vergangenen Tagen wurden dort zahlreiche Erdstöße registriert, darunter allein in einer halben Stunde acht Erdbeben mit einer Stärke zwischen 3,0 und 3,8. Das stärkste Beben der letzten Tage erreichte eine Magnitude von 4,1.

Der griechische Seismologe Athanasios Ganas erklärte, dass diese Erschütterungen höchstwahrscheinlich durch vulkanische Aktivität ausgelöst wurden. Nach Angaben des Sismischen Risiko- und Vulkanbeobachtungskomitees gab es seit dem 1. Februar über 800 Erdbeben in der Region.

Besonders besorgniserregend ist, dass laut Wissenschaftlern seit August rund fünf Millionen Kubikmeter Magma neu in das unterirdische Reservoir des Vulkans auf Santorini eingedrungen sind. Dies könnte zu einer verstärkten vulkanischen Aktivität und möglicherweise zu einem Ausbruch führen.

Touristen verunsichert, Einheimische bleiben standhaft

Die anhaltende Erdbebenserie sorgt bei Touristen für große Unsicherheit. Laut Andreas Chiou, dem Vorsitzenden des griechischen Immobilienverbandes, haben einige Besucher bereits ihre Abreise angetreten. Dennoch gebe es weiterhin Touristen, die in Santorini bleiben und die Lage beobachten.

Erstaunlicherweise zeigen sich viele Einheimische gelassen. Die Inselbewohner haben in der Vergangenheit bereits schwere Erdbeben erlebt und wollen ihre Heimat trotz der Risiken nicht verlassen. Eine Anwohnerin, Margarita Karamolegkou, beschreibt die Situation so:

„Die ständigen Erdbeben sind belastend, aber ich werde mein Zuhause nicht aufgeben. Ich habe keine Angst, nur Respekt vor der Natur.“

Ein anderer Inselbewohner, Matthaios Fytros, hat es sich zur Aufgabe gemacht, im Notfall älteren oder hilfsbedürftigen Menschen zu helfen. Er sagt:

„Falls ein größeres Beben kommt, weiß ich, wo sich die schwächsten Bewohner befinden, und werde den Rettungskräften so gut es geht helfen.“

Gleichzeitig organisieren sich Bewohner, um Plünderungen in verlassenen Häusern zu verhindern. Sie patrouillieren in den Straßen und sorgen dafür, dass sich keine Kriminellen an der Krise bereichern.

Wirtschaftliche Auswirkungen auf Santorini

Neben der Bedrohung durch die Erdbeben sieht sich Santorini auch wirtschaftlichen Herausforderungen gegenüber. Die Insel ist stark vom Tourismus abhängig, der rund 2,5 % des griechischen Bruttoinlandsprodukts ausmacht. Laut Schätzungen bringt der Tourismus der Insel jährlich rund 5,9 Milliarden Euro ein.

Sollte die Erdbebenserie andauern oder gar ein Vulkanausbruch folgen, könnten die wirtschaftlichen Einbußen erheblich sein. Griechische Regierungssprecher warnten bereits vor langfristigen Schäden für die Tourismusbranche, falls sich die Lage nicht bald stabilisiert.

Fazit: Türkei setzt auf Prävention, Griechenland steht vor Herausforderungen

Während Griechenland sich mit der direkten Bedrohung durch Erdbeben und vulkanische Aktivitäten auseinandersetzen muss, setzt die Türkei auf präventive Maßnahmen. Mit der Installation des mobilen Sirenensystems in İzmir, Didim und Datça will die türkische Regierung ihre Bevölkerung schützen und im Katastrophenfall frühzeitig warnen.

Die Situation in der Ägäis bleibt jedoch angespannt. Wissenschaftler beobachten die seismische Aktivität genau, um mögliche Risiken besser einzuschätzen. Sowohl Griechenland als auch die Türkei müssen sich darauf einstellen, dass die Erde in der Region auch in den kommenden Wochen und Monaten nicht zur Ruhe kommen wird.