Im aufsehenerregenden Prozess um den Çiftlikbank-Betrug ist nun das Urteil gefallen. Das Gericht verurteilte Mehmet Aydın, bekannt als “Tosuncuk”, und seinen Bruder Fatih Aydın zu je 45.409 Jahren Haft. Insgesamt wurden 20 Angeklagte in dem Verfahren vor Gericht gestellt, viele von ihnen erhielten ebenfalls Haftstrafen in unterschiedlicher Höhe.
Ein Milliardenbetrug, der Tausende betraf
Çiftlikbank wurde als ein System gegründet, das Anlegern hohe Renditen versprach, basierend auf Investitionen in eine angebliche virtuelle Viehzucht. Tatsächlich handelte es sich jedoch um ein klassisches Schneeballsystem, das Tausende von Menschen in der Türkei um ihre Ersparnisse brachte. Nach dem Zusammenbruch des Systems im Jahr 2018 flüchtete Mehmet Aydın ins Ausland und war über zwei Jahre auf der Flucht.
Festnahme und Auslieferung
Im Jahr 2021 wurde Mehmet Aydın auf Ersuchen der türkischen Regierung von Brasilien ausgeliefert. Bei seiner Ankunft am 3. Juli 2021 in Istanbul wurde er umgehend festgenommen. Sein Bruder Fatih Aydın wurde kurz darauf in Uruguay verhaftet und in die Türkei überstellt.
Gerichtliche Entscheidung und Strafen
Das Anadolu 6. Schwurgericht in Istanbul fällte gestern das mit Spannung erwartete Urteil. Mehmet Aydın und Fatih Aydın wurden unter anderem wegen “Betrugs mittels elektronischer Systeme, Banken oder Kreditinstitute”, “Gründung und Leitung einer kriminellen Vereinigung”, “Geldwäsche” und “qualifiziertem Betrug” verurteilt. Neben der Haftstrafe wurde ihnen auch eine Geldstrafe von insgesamt 496 Millionen 64.000 Lira auferlegt, zahlbar in 24 Raten.
Die Verteidigung: “Wir sind keine Betrüger”
Mehmet Aydın verteidigte sich während der Verhandlung mit der Aussage, dass er niemanden mit betrügerischer Absicht geschädigt habe. Er behauptete, dass genügend Vermögen vorhanden sei, um die Verluste der Geschädigten auszugleichen, doch der Staat habe die Gelder konfisziert, weshalb die Anleger zu Schaden kamen.
Sein Bruder Fatih Aydın sowie weitere Angeklagte forderten Freispruch und bestritten jede Verbindung zu einer kriminellen Organisation.
Hintergrund: Einer der größten Finanzskandale der Türkei
Der Fall Çiftlikbank gilt als einer der größten Finanzskandale der türkischen Geschichte. Mehr als 132.000 Menschen investierten in das System und verloren insgesamt mehrere hundert Millionen Lira. Die Ermittlungen ergaben, dass ein Großteil des Geldes ins Ausland transferiert wurde.
Das nun gefällte Urteil wird als bedeutender Schritt zur Ahndung des groß angelegten Betrugs gewertet. Ob die Opfer jemals ihr investiertes Geld zurückerhalten, bleibt jedoch ungewiss.
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